Wie Hunde fressen (Teil 5) – 3 Fütterungsprobleme und ihre Lösung

Heute geht es weiter mit unserem Thema „Wie Hunde fressen“. Ich beschäftige mich heute mit Problemen rund ums Thema Fressen. Dabei gibt es grundsätzlich 2 Arten von Problemen. Zum einen gibt es Probleme, die durch die Fütterung entstehen. Hierzu zählen Dinge, wie Allergien und Unverträglichkeiten, Über- oder Untergewicht, Krankheiten und Missempfindungen. Als zweites Problemfeld sehe ich Probleme rund um den Fütterungsvorgang an. Hierunter fallen Dinge wie die Verteidigung des Futters (und Napfes) gegen Artgenossen, aber auch gegen Menschen und den eigenen Halter, Futterverweigerung oder Futterschlingen (mit und ohne anschließendem Erbrechen), Stehlen von vermeintlichem Futter, Fressen unverdaulicher Stoffe, grobes Futterbetteln usw.

Allein an dieser kurzen Auflistung siehst du schon, dass es ein weites Feld an Problemen gibt. Daher wäre es utopisch hier alle Probleme auszuschreiben und bis ins kleinste Detail die Lösung zu beschreiben. Auch gibt es Probleme, die sich nicht mal eben ’nebenher‘ lösen lassen, sondern als Ganzes betrachtet und individuell gehandhabt werden müssen. Das sind die Verhaltensweisen, aus denen sich ein ernsthaftes Verletzungsrisiko für dich oder deinen Hund ergibt. Solltest du dein Problem in diese Kategorie einordnen, kontaktiere bitte einen Hundetrainer (gern auch mich), der sich das Verhalten im Detail anschaut und Lösungshilfe geben kann.

3 häufige Probleme und ihre Lösung


Problem 1: Mein Hund beißt mir in die Finger, um an die Leckerlis zu kommen

Solltest du einen sehr ungeduldigen oder einen respekt- der distanzlosen Hund haben, kann es dir passieren, dass er bei der Gabe von Leckerchen, Futter oder Kauartikeln grob wird und dir in die Finger zwickt. Meist lässt man dann aus Reflex die begehrte Leckerei los und der Hund hat sein Erfolgserlebnis. Das Verhalten wird dann schnell ritualisiert. Häufig passiert das schon im Welpenalter, wo man es als Halter zum Teil sogar noch niedlich findet, wie sehr sich der kleine Kerl auf seinen Keks freut. Deutlich unangenehmer wird dieses Spiel spätestens nach dem Zahnwechsel, und wenn der Hund immer früher und immer ungeduldiger und rabiater bei der Leckerliebeschaffung ist.

Eine einfache Maßnahme, um dieses Verhalten abzutrainieren ist, einen für den Hund relativ langweiligen Futterbrocken in die geschlossene(!) Faust zu nehmen. Versucht dein Hund nun auf die übliche Art an das Leckerchen zu kommen, lässt sich das durch die geschlossene Faust deutlich besser „ertragen“. Wichtig ist, dass du die Faust fest geschlossen lässt, egal, ob dein Hund versucht, sie anzuknabbern oder mit Pfote oder Nase daran arbeitet. Wenn dein Hund ansprechbar ist, gib ihm ein Kommando, z.B. Sitz. So muss er sich auf das Kommando konzentrieren und verliert den Fokus auf das Leckerli in deiner Faust. Erst wenn dein Hund von deiner Faust abgelassen hat, bekommt er sein Leckerchen. Wird er dabei wieder ungeduldig, wird deine Hand erneut zur Faust. Je nach dem, wie sehr dein Hund das Verhalten schon ritualisiert hat, kann es eine Weile dauern, bis er verstanden hat, dass in die Finger zwicken nicht mehr zum Erfolg führt. Wichtig ist, dass die Maßnahme während des Trainingsprozess so beibehalten wird.
Zusatztipp 1: Solltest du merken, dass dein Hund doch zu arg an deiner Faust arbeitet und sich immer mehr hineinsteigert und ihn das frustriert, nimm die Faust außer Reichweite, steck das Leckerlie wieder weg und versuche es später noch einmal. Eventuell kann es auch helfen, wenn du diese Übung machst, nachdem der Hund seine Hauptmahlzeit zu sich genommen hat, dann ist der Hunger nicht ganz so groß.
Zusatztipp 2: Nimm für diese Übung am Anfang ein relativ langweiliges Leckerli oder ein paar Trockenfutterbrocken, nicht gerade das Lieblingsleckerchen. So fällt es deinem Hund leichter, sich zu beherrschen.

Problem 2: Mein Hund erbricht nach dem Fressen

Zuerst einmal  ist das Futter-schlingen ein natürlicher Vorgang für den Hund. Bei verwilderten Hundegruppen (und auch bei Wölfen) konnte man beobachten, dass Futter bzw. Beute schnell heruntergeschlungen wird am gemeinsamen Fressplatz. Anschließend gingen die einzelnen Rudelmitglieder ihrer Wege; teilweise wurde das Futter erbrochen und noch einmal in Ruhe gefressen; wenn Welpen vorhanden waren, wurde auch ihnen Futter gebracht und erbrochen. Wenn neben dir noch 5 weitere hungrige Mäuler am Buffet stehen, sicherst du dir auch erstmal die leckersten Sachen auf deinem Teller, bevor du einmal läufst, das Geholte isst und anschließend (immernoch hungrig) vorm leeren Buffettisch stehst – oder auf Sachen ausweichen musst, die dir nicht so gut schmecken. Bei Hunden ist das nicht anders, daher kann man sagen, dass das Futterschlingen und anschließende Erbrechen meist ein natürlicher Vorgang ist. Allerdings nimmt es manchmal extreme Formen an und nicht überall in der Wohnung möchte man die Überreste von Erbrochenem finden. Mancher Hund mag auch das Erbrochene nicht mehr fressen.

Sollte das Erbrechen mit einer zu raschen Futteraufnahme zusammenhängen, kann man versuchen, diese zu verlangsamen. Im Handel gibt es dafür mittlerweile spezielle Anti-Schling-Näpfe, du kannst aber auch einen großen, nicht scharfkantigen (!) Stein in den Futternapf legen. Der Stein muss unbedingt so groß sein, dass dein Hund ihn im Eifer des Gefechts nicht mit dem Futter verwechselt und versucht ihn herunterzuschlingen, er darf sich nicht daran verletzen können. Eine weitere Möglichkeit ist es, wenn du den Hund sein Futter erarbeiten lässt. Das kannst du tun, in dem du im Training mit Futterbelohnungen arbeitest. Hierdurch stärkst du gleichzeitig die Bindung zu deinem Hund. Und als drittes gibt es auch die Möglichkeit, befüllbarer Futterspielzeuge. Ein typisches Beispiel ist zum Beispiel ein KONG. Dieser kann mit Futter gefüllt und dem Hund gegeben werden, er wird dann (je nach Futterkonsistenz) eine Weile beschäftigt sein, ist danach satt und es tut auch der Auslastung gut. Für Trockenfutter eignen sich Futterbälle, die der Hund herumrollen muss, um an die Futterbrocken zu kommen. Bitte immer auf die richtige Größe achten. Wenn du Hilfe bei der Entscheidungsfindung benötigst, wende dich an einen Fachhändler oder Hundetrainer.
Zusatztipp: Kommt es bei deinem Hund auch nach der Aufnahme von relativ kleinen Mengen zum Erbrechen; zeigt der Hund das Erbrechen erst seit kurzem, ist das Erbrochene komisch verfärbt oder blutig; und/oder hast du den Eindruck er leidet darunter, solltest du das unbedingt mit einem Tierarzt besprechen. Es gibt eine ganze Reihe von organischen oder pathologischen Ursachen für Erbrechen; die nichts mit dem hier dargestellten Verhalten zu tun haben und zum Teil schnell gefährlich werden können.

Problem 3: Mein Hund erbricht gelbe, schaumige Flüssigkeit

Wenn dein Hund dazu neigt, gelbe, schaumige Flüssigkeit zu erbrechen, liegen die Mahlzeiten oft zu weit auseinander. Das passiert zum Beispiel gerne mal, wenn der Hund eine bestimmte Fütterungszeit gewohnt ist, die Fütterung aber aus welchem Grund auch immer, ausbleibt. Manchmal zeigen Hunde vor diesem Erbrechen leeres Schlucken, Schmatzen oder starkes Speicheln. Meist hilft dann, wenn du deinem Hund eine Kleinigkeit zwischendurch gibst. Vielleicht kannst du auch die tägliche Futtermenge in mehrere kleine Portionen aufteilen und füttern, damit die Abstände zwischen den Mahlzeiten kleiner werden. Manche Hunde fressen auch vermehrt Gras und erbrechen dann gelbe klare oder schaumige Flüssigkeit. Auch hier spielt Magensäure eine nicht unbedeutende Rolle, allerdings sollte man hier einen genaueren Blick darauf werfen, warum der Hund Gras gefressen hat. Auch hierfür gibt es unterschiedliche Gründe. Manchmal macht ein Hund das instinktiv, um bestimmte Bitterstoffe aus den Gräsern aufzunehmen, weil er sich den Magen verdorben hat; manchmal steckt auch ein Fremdkörper im Verdauungstrakt dahinter (die Grashalme umwickeln den Fremdkörper und sorgen so dafür, dass er gefahrlos abgehen kann). Es gibt auch Hunde, die Grasfressen als Aufmerksamkeitsforderndes Verhalten zeigen, hier muss man sich den Einzelfall genauer betrachten.

So das waren 3 häufige Probleme rund ums Fressverhalten bei Hunden. Wie du schon siehst, sind die Grenzen fließend, dennoch werde ich im nächsten Teil noch einmal etwas auf Probleme eingehen, die durch das Gefressene entstehen können. Wenn du noch weitere Probleme hast, schreib mir gern eine Nachricht, vielleicht kann ich dir dann einen einfachen Tipp dazu geben.

Bis zum nächsten Mal

Susann

Geschrieben von: Tierservice Fehmarn

13. Januar 2021

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