Wie Hunde fressen (Teil 3) – Fütterungsformen und die Geschichte des Hundefutters

In diesem Beitrag möchte ich die aktuellen Fütterungsmethoden für Hunde einmal näher unter die Lupe nehmen. Es handelt sich hierbei aber auch lediglich um die Fütterungsformen von Hunden, die in einem Haushalt leben. Streunende Hunde ernähren sich von allem, was sie finden können.

Die Geschichte des Fertigfutters

Über die Geschichte des Fertigfutters, wie wir es kennen, gibt es wenige Informationen und noch weniger, wenn man nach Belegen für die Behauptungen sucht. Ich schreibe im folgenden, die für mich am schlüssigsten klingende Erklärung auf.

Fertigfutter gibt es noch gar nicht so lange, wenn man im Verhältnis sieht, wie lang der Hund/ehemalige Wolf den Menschen schon begleitet. Die Hunde wurden über viele Jahrhunderte von Essensresten und allem, was eben übrig blieb ernährt. Man konnte die Hunde einteilen in Arbeitshunde, die auf den Höfen der armen Bevölkerung lebten und sich ihr Futter regelrecht verdienen mussten und den Hunden von Adligen, die häufig als Jagdhunde eingesetzt wurden. Als aber im 19. Jahrhundert die Industrialisierung begann und immer mehr Menschen in Städten lebten und in Fabriken arbeiteten, hatten die „einfachen“ Hunde nicht mehr so viele Möglichkeiten, sich Ratten und Mäuse zu fangen, wie auf einem Bauernhof. Und auch der Mensch hielt weniger Hühner oder Kaninchen, um selbst zu schlachten, also fielen auch diese Reste weg. Mitte des 19. Jahrhunderts entstanden dann erste Firmen, deren Ziel es war, haltbare Hundenahrung zu produzieren und zu verkaufen.

Als es aufgrund des zweiten Weltkrieges in den USA wenig Blech für die Herstellung von Dosen gab, war dies die Geburtsstunde von Trockenfutter.

Heutige bekannte Fütterungsformen

Heute gibt es ganz verschiedene Fütterungsformen für Hunde. Wir schauen uns die wichtigsten hier kurz an.

Trockenfutter

Abgefüllt in Tüten und Säcken ist getrocknetes Futter meist sehr lang haltbar und muss auch nicht im Kühlschrank aufbewahrt werden. Es lässt sich gut etwas abpacken, wenn man verreist und auch das Abmessen funktioniert gut. Bei einem ausgewogenem Trockenfutter sollte der Hund eigentlich auch alle notwendigen Nährstoffe in ausreichender Menge erhalten. Es fängt nicht an zu riechen, wenn es länger im Napf bleibt und zieht keine Fliegen an.

Für die Herstellung werden die einzelnen Bestandteile getrocknet, ggf. gemahlen und dann wieder zu einem Brei zusammen gemixt. Dieser Brei kommt dann in eine Maschine mit einer Art Presse und wird zu verschiedenen Formen gepresst. Anschließend wird das ganze wieder getrocknet. Damit das Futter in Form bleibt, muss zum einen der Futterbrei die richtige Konsistenz haben und zum anderen, die Trocknung nach der Presse schnell erfolgen.

Allerdings gibt es auch negative Aspekte: So weiß man eigentlich seltenst, was wirklich im Futter drin ist. Man muss in die Zusammensetzungsliste auf der Verpackung schauen und erlebt häufig eine Überraschung, denn die einzelnen Bestandteile sind bei Trockenfutter nicht mehr sichtbar. Ein immer mal wieder auftretendes Problem bei der Lagerung von Trockenfutter ist ein Befall mit Futtermilben. Diese Kleinstspinnen leben im Futtersack und fühlen sich dort pudelwohl, können aber allergische Reaktionen auslösen. Abhilfe schafft hier, wenn man den Trockenfuttersack vor dem Öffnen für 24 Stunden einfrieren kann, allerdings ist das ab einer bestimmten Packungsgröße nicht mehr wirklich praktikabel. Man darf auch nicht vergessen, dass Trockenfutter dem Hundekörper Feuchtigkeit entzieht. Da das Futter ja trocken ist, wird dem Körper Feuchtigkeit für die Verdauung entzogen. Beim Hund ist das nicht ganz so dramatisch, da Hunde generell ein gutes Trinkverhalten an den Tag legen. Bei Katzen ist das aber tatsächlich ein großes und häufiges Problem. Nicht zu vergessen ist auch das Problem der Füllstoffe: Damit der Fleischanteil nicht zu hoch ist und weil der Hund auch Kohlenhydrate benötigt, greifen die Hersteller auf Zutaten, wie Nudeln, Reis und Kartoffeln zurück. Während damit viele Hunde noch gut klar kommen, wird die Sache problematischer, wenn mit Soja oder purem Getreide aufgefüllt wird. Beides kann der Hundekörper nicht korrekt aufschlüsseln und führt nicht selten zu Problemen wie Hautveränderungen und Allergien. Und natürlich haben wir auch Konservierungs-, Farb- und Geschmacksstoffe im überwiegenden Teil der Trockenfuttersorten drin; zum einen, weil das Futter natürlich möglichst lang haltbar sein soll, zum anderen aber auch, um die Akzeptanz bei den Hunden zu erhöhen.

Nassfutter

Nassfutter kommt der natürlichen Ernährung deutlich näher, enthält es doch meist etwa 70% Feuchtigkeit. Die Bestandteile werden hier nicht durch Trocknung haltbar gemacht, die vermengten Zutaten werden hier meistens eingekocht. Durch das Einkochen kann es allerdings passieren, dass einzelne Inhaltsstoffe, wie zum Beispiel Vitamine, die in den ursprünglichen Zutaten noch vorhanden sind, zerstört werden. Diese müssen dann nachträglich wieder in künstlicher Form zugesetzt werden. Durch die Feuchtigkeit müssen geöffnete Futterdosen aber schneller verbraucht werden, da sie sonst verderben oder schimmeln. Nassfutter sollte nicht längere Zeit offen herumstehen, zum einen, weil dadurch Fliegen angezogen werden, zum anderen riecht es deutlich mehr als Trockenfutter. Allerdings ist die Akzeptanz für Nassfutter bei den meisten Hunden auch deutlich höher und der Napf wird häufig schneller geleert. Da das Volumen sich nicht wie bei der Trocknung von Trockenfutter verringert, muss der Hund von Nassfutter meist eine größere Menge fressen, als beim Nassfutter. Das hängt allerdings einfach mit der Feuchtigkeit zusammen. Gibt man zum Trockenfutter Wasser hinzu und lässt es längere Zeit stehen, werden die Kroketten aufquellen und das Volumen wird auch dabei größer.

Füllstoffe sind beim Nassfutter weniger enthalten, die Zutatenliste ist nur in wenigen Fällen so lang wie bei Trockenfutter. Allerdings lässt sich auch beim Nassfutter der Einsatz von Konservierungsstoffen nicht immer vermeiden. Dafür kann man das Glück haben, dass man einzelne Bestandteile des Futters erkennen kann. Es ist aber technisch auch kein Problem für die Hersteller, aus Futterbrei das Futter so zu formen, dass es wie Fleischbrocken aussieht, aber inhaltlich eigentlich etwas ganz anderes ist. Auch bei Nassfutter sollte man also unbedingt mal auf die Zutatenliste schauen.

B.A.R.F.

In den letzten Jahren einen immer größeren Boom erlebt die BARF-Fütterung. B.A.R.F. bedeutet ausgeschrieben „Biologisch Artgerechtes Rohes Futter“ oder in der englischen Variante „Bone And Raw Food“ (Knochen und rohes Futter). Ich finde die englische Version besser, da es genau beschreibt, was gefüttert wird: Knochen und rohe Bestandteile. Beim Begriff „artgerecht“ stellt sich wieder die Frage, was eigentlich artgerechtes Futter für Hunde bedeutet. Aber bleiben wir der Einfachheit halber beim Begriff B.A.R.F. bzw. BARF. Beim Barfen werden die Bestandteile roh gefüttert und das Futter selbst zubereitet. Der Hundebesitzer kauft also die einzelnen Bestandteile einzeln ein und bereitet das Futter frisch zu (oder er bereitet eine größere Menge zu, packt Portionen ab und friert sie ein). Mit Zusätzen wird aufgewogen, was in Fleisch, Innereien, Gemüse und Knochen fehlt.

So hat der Hundebesitzer volle Kontrolle darüber, was im Napf und anschließend im Hund landet. Man verzichtet auf Geschmacks-, Farb- und Konservierungsstoffe und kann dem Hund die „artgerechte“ Nahrung zubereiten. Allerdings ist der große Vorteil gleichzeitig auch der große Nachteil dieser Fütterungsform. Denn der Hundehalter ist selbst dafür verantwortlich und muss sicherstellen, dass der Hund alle Nährstoffe in ausreichender Menge und im richtigen Verhältnis zueinander bekommt, damit er gesund bleibt. Leider gibt es kein generelles Schema F, so dass ich Hundebesitzern dazu rate, sich gründlich über diese Fütterungsform zu informieren, insbesondere, wenn man ausschließlich BARF füttern will. Denn viele Mangelerscheinungen sind unumkehrbar und werden meist erst viel zu spät erkannt. Aufgrund der fehlenden Konservierung hat BARF natürlich eine hohe Verderblichkeit, das Futter sollte im aufgetauten Zustand so schnell wie möglich verfüttert werden. Andererseits ist es besonders für Besitzer von Futtermittelallergikern eine durchaus reizvolle Alternative, weil man eben genau kontrollieren und verhindern kann, dass allergieauslösende Stoffe im Napf landen.

Mittlerweile gibt es auch eine große Anzahl an Ernährungsberatern für Tiere, die anbieten, einen individuellen Futterplan zu erstellen. Gerade für Menschen, die sich bisher nicht mit dem Thema beschäftigt haben, halte ich einen so erstellten individuellen Ernährungsplan für vorteilhaft. Trotzdem sollte bei einem Hund, der ausschließlich oder überwiegend BARF-Mahlzeiten erhält regelmäßig beim Tierarzt die Versorgung mit Nährstoffen geprüft werden.

Prey-Fütterung

Auch die Prey-Fütterung wird immer bekannter. Dabei handelt es sich eigentlich um eine radikalere Form des BARFens. Im Gegensatz zum Barfen, wo die tägliche Futterportion aus Einzelbestandteilen zusammen gesetzt wird, werden bei der Prey-Fütterung ganze Beutetiere verfüttert. Vereinfacht gesagt, bekommt der Hund dann ein totes Kaninchen mit Fell und allem vorgelegt und verspeist das. Allerdings ist jeden Tag Kaninchen auch nicht das wahre und so bekommt der Hund auch mal einen ganzen Fisch oder ein Huhn. Auf Zusätze wird weitestgehend verzichtet. Hier liegt aber leider auch eine Problemquelle, denn je nachdem, wie vorbelastet das „Beutetier“ war, kann es eben doch zu Versorgungslücken beim Hund kommen. Auch bei der Prey-Fütterung sollte also unbedingt regelmäßig die Gesundheit geprüft werden.

 

So, jetzt haben wir die wichtigsten Fütterungsformen aufgelistet. Jede bringt sicher ihre Vor- und Nachteile mit sich und besonders bei industriell hergestelltem Futter gibt es unzählige Variationen am Markt. Jetzt können wir im nächsten Artikel einmal schauen, welches Futter am besten ist – oder ob es überhaupt ‚den goldenen Gral‘ beim Hundefutter gibt – was meinst du? Hinterlass mir gern ein Kommentar 🙂

Bis zum nächsten Mal

Geschrieben von: Tierservice Fehmarn

23. Dezember 2020

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