Warum das Frühjahr für manche Hunde zum Kotzen ist

Im Frühjahr erwacht die Natur zum Leben, wir hören wieder mehr Vögel singen, die Blumen fangen an zu blühen und die Tage werden wieder länger und wärmer. Aktuell höre ich aber immer wieder von Hunden, die diese Zeit zumindest kurzfristig so gar nicht genießen können. Stattdessen plagen sie und ihre Besitzer sich mit Erbrechen, Durchfall und allgemeiner Schlappheit herum.

Auch ich hatte kürzlich einen Hund in Betreuung, bei dem diese Symptome urplötzlich auftauchten. Der Spuk dauerte bei unserem Fall etwa 1,5 Tage und verbreitete sich glücklicherweise auch nicht weiter auf die anderen Gäste, da wir den betroffenen Hund sofort isoliert im Ruheraum untergebracht haben.

Da aber aktuell auch immer wieder Termine kurzfristig abgesagt werden müssen, weil es dem Kundenhund nicht gut geht und ich immer wieder um Rat gefragt werde, möchte ich meine Gedanken und Erfahrungen zu diesem Thema hier einmal genauer erläutern.

Warum der Frühling für manche Hunde echt zum Kotzen ist

Jetzt im Frühjahr sind viele Landwirte auf den Feldern unterwegs um die Flächen zu düngen oder gegen Ungeziefer zu behandeln. Dabei bleibt es nicht aus, dass Teile der aufgebrachten Mittel auch in die umliegende Umwelt gelangen. So sieht man im Moment insbesondere in Feldrandnähe viele abgestandene Pfützen.

Doch auch wenn die Pfütze nicht ganz so extrem aussieht wie auf diesem Foto, können sich darin bereits allerlei Keime und Giftstoffe ansammeln. So hatte beispielsweise der Hund, der bei uns in Betreuung war auf einem Spaziergang 2-3 Schluck aus einer vermeintlich sauberen Pfütze getrunken, bevor etwa eine Stunde später die Symptome anfingen.

Aber auch das Gras am Feldrand bleibt nicht von Düngemitteln und Pestiziden verschont. Leider scheint es im Moment den Hunden dadurch besonders gut zu schmecken, denn viele Hunde versuchen gerade auf den Spaziergängen, an Grashalmen zu knabbern, selbst, wenn sie sonst eher nicht zu diesem Verhalten neigen.

Im Umkehrschluß bedeutet das, dass wir die Hunde möglichst davon abhalten sollten, aus Pfützen oder stehenden Gewässern (wie kleinen Tümpeln) trinken oder Gras fressen zu lassen.

Da aufgrund der Brut- und Setzzeit aktuell sowieso Leinenpflicht herrscht, sollte das eigentlich nicht zu schwer sein. Allerdings ist eben vielen Hundehaltern das Problem auch bisher gar nicht bewusst.

Ansteckung bei anderen betroffenen Tieren

Tatsächlich kann man bei Magen-Darm-Infekten eine Ansteckung bei erkrankten Tieren nicht komplett ausschließen. Die Übertragung von Erregern erfolgt hierbei z.B. über das Schnuppern an Hinterlassenschaften betroffener Hunde oder auch direkt durch mangelnde Hygienemaßnahmen im Umgang mit erkrankten und gesunden Tieren.

Bei den aktuell gehäuften Fällen scheint eine Übertragung von Tier zu Tier aber eher selten der Fall zu sein. Mein betroffener Pensionsgast habe ich dennoch von den anderen isoliert untergebracht; auch damit er seine Ruhe hatte und seinen Körper nicht noch durch Spielen und Kommunikation mit den anderen Energie verbrauchte.

Ich habe jetzt aber auch schon mit anderen Mehrhundehaltern gesprochen, bei denen es immer nur ein Tier betraf und die anderen sich nicht angesteckt haben.

Symptome und Verlauf

Der folgende Verlauf wird mir aktuell häufig berichtet und habe ich auch bei dem betroffenem Pensionshund so erlebt.

Kurze Zeit nach einem normalem Spaziergang fängt der Hund an sich zu übergeben. Befindet sich noch un- oder anverdautes Futter im Magen, kommt das als Erstes wieder zum Vorschein.

Danach folgt gehäuftes Erbrechen im Minuten- bis Stundentakt. Die meisten Hunde stellen an diesem Punkt selbstständig das Fressen ein und nehmen auch angebotene Leckereien nicht mehr an. Nimmt der Hund doch noch etwas zu sich, kommt das meist kurz darauf wieder zum Vorschein.

Ist der Hundemagen erst einmal leer, kann es trotzdem weiterhin zu Erbrechen kommen. Das Erbrochene sieht jetzt eher schaumig, flüssig, gelblich aus. Verursacht wird das in diesem Fall durch eine Übersäuerung des Magens.

Sind Hunde feste Zeiten für die Fütterung gewöhnt, kommt das auch ohne Magen-Darm-Symptomatik mal vor, wenn der Futterzeitpunkt sich nach hinten verschiebt. Vereinfacht gesagt, weiß der Verdauungsapparat des Hundes schon, dass es Essenszeit ist und produziert schon einmal Verdauungssäfte wie Magensäure, die dann aber auf einen leeren Magen treffen.

Auch hier kommt es gern mal zum Erbrechen von Schaum und gelber Flüssigkeit.

Befindet sich noch Futter im weiteren Verdauungstrakt hinter dem Magen wird dieses meist durchfallartig abgesetzt.

Im Fall unseres Pensionsgastes dauerte die Phase mit Erbrechen ungefähr 16 Stunden. In dieser Zeit nahm der Hund nichts zu sich, und zog sich zwischen dem Erbrechen in sein Schlaflager zurück.

Die Spaziergänge gestalteten wir für ihn einzeln (damit er nicht durch die anderen zum Spielen animiert wurde) und sehr kurz; denn es handelte sich um einen kleinen Hund und er war einfach erschöpft.

Wären wir Menschen ja auch, wenn wir uns die halbe Nacht übergeben hätten.

Die Abstände zwischen dem Erbrechen wurden immer länger, und etwa 2 Stunden nach dem letzten Erbrechen, tappte der kleine Mann selbstständig zum Wassernapf und trank. Er wurde zunehmend munterer und nachdem das Wasser auch nach einer Weile nicht wieder herauskam, bot ich ihm die ersten trockenen Futterbrocken an.

Diese wurden erst zögerlich, dann aber doch wohlwollend angenommen. Auch danach kam es nicht erneut zum Erbrechen; so dass wir ihm in der Folge mehrere kleine Portionen gefüttert haben.

Wir behielten ihn trotzdem noch getrennt von den anderen, damit er sich weiter schonte; aber bereits am nächsten Tag war alles vergessen.

Ein ähnlicher Verlauf wurde mir von mehreren anderen Hundehaltern berichtet.

Bei einem sonst gesundem, fittem Hund spricht meiner Meinung nach nichts dagegen, solche Probleme erst einmal mit Ruhe und Schlaf zu behandeln und auskurieren zu lassen. Ähnlich wie bei Kindern sollte nicht direkt zum Tierarzt gefahren und Medikamente gegeben werden.

Schließlich ist auch der Tierarztbesucht für viele Hunde eine absolute Stresssituation, welche die Symptomatik noch verschlimmern kann. Allerdings gibt es dafür ein paar Rahmenbedingungen oder auch “Faustregeln”.

Wann du einen Tierarzt kontaktieren solltest

Wie schon geschrieben, ist es für einen normalgewichtigen und sonst gesunden Hund meist ohne weiteres möglich, auch vermeintlich starke “Symptome” mit Ruhe und etwas Geduld auszukurieren.

Es gibt aber auch einige Fälle, bei denen ich eine frühere Konsultation (und sei es nur telefonisch) eines Tierarztes für sinnvoll und erforderlich erachte.

  1. Die Symptome und das Erbrechen halten länger als 24 Stunden an und es zeigt sich keinerlei Besserung: Besonders, wenn der Hund keine Flüssigkeit zu sich nimmt, kann es hier schnell zu einer Austrocknung (Dehydrierung) des Organismus kommen, was weitere Folgen nach sich ziehen kann. Wird es also auch nach einem Tag so gar nicht besser oder die Abstände zwischen dem Erbrechen bleiben unverändert kurz, sollte ein Tierarzt konsultiert werden.
  2. Unbedingt zum Tierarzt solltest du mit deinem Hund, wenn er neurologische Ausfälle zeigt (z.B. Krämpfe, Anfälle, Muskelzittern). Das können alles auch Symptome einer schwerwiegenderen Geschichte oder einer richtigen Vergiftung sein; die behandelt gehören.
  3. Unbedingt einen Tierarzt konsultieren solltest du auch, wenn dein Hund chronische Erkrankungen hat und/oder dafür regelmäßige Medikamente einnehmen muss. Dies würden in unserem Fall nämlich auch unverdaut wieder erbrochen werden. Je nach Medikament/Erkrankung kann es daher sinnvoll sein, wenn der Tierarzt in diesem Fall etwas gegen die Übelkeit spritzt oder das Medikament in einer anderen Form gegeben wird (auch z.B. gespritzt wird damit es im Organismus ankommt).
  4. Ist dein Hund noch sehr jung oder schon sehr alt, solltest du unabhängig von eventuell bestehenden Vorerkrankungen den Tierarzt aufsuchen; da es auch bei diesen Altersgruppen schnell zu einer Dehydrierung kommen kann. Es macht also auch hier Sinn nicht auf eine selbstständige Besserung zu warten.
  5. Wenn du den Verdacht hast, dein Hund hat einen Giftköder oder Haushaltschemikalien zu sich genommen und Pfützentrinken/Gras Fressen sind wahrscheinlich nicht die Ursache des Problems. Hierbei handelt es sich um einen akut lebensbedrohlichen Zustand, der schnellstmöglich zum Tierarzt gehört.
  6. Wenn dein Tier untergewichtig ist oder sehr klein/sehr leicht ist. Auch hier kann durch gehäuftes Erbrechen/Durchfall schnell ein ernsteres Problem bestehen und du solltest den Tierarzt nicht lang vor dir herschieben.

Hausmittel

Es gibt diverse Hausmittel, die du zur Unterstützung geben kannst, achte dabei darauf, dass du dem Hund nichts gegen seinen Willen einflößt. Das endet im schlimmsten Fall mit einer Lungenentzündung.

Die meisten der folgenden Dinge machen erst Sinn, wenn der Hund nicht mehr erbricht, da sie sonst schlichtweg nicht lang genug im Magen-Darm-Trakt verbleiben, um ihre Wirkung zu entfalten.

Nimmt dein Hund noch oder schon wieder Futter zu sich, kannst du etwas Heilerde zur Bindung der überschüssigen Magensäure über das Futter geben, diese bekommst du in vielen Drogeriemärkten für wenig Geld.

Persönlich habe ich auch gute Erfahrungen mit der Kräutermischung Pro-1von REICO Vital Systeme gemacht, wenn es um Verdauungsprobleme beim Hund geht; allerdings nimmt das nicht jeder Hund in jeder Phase an.

Zur Stabilisierung der Darmflora kannst du außerdem (probiotischen) Naturjoghurt geben.

Um den Hund zum Trinken zu animieren kannst du das normale Wasser etwas ‘aromatisieren’, in dem du bspw. etwas ungewürzte Fleischbrühe oder Wurstwasser zugibst.

Schlussendlich findet man im Internet auch noch häufig die Empfehlung der Moro’schen Möhrensuppe; die den Hund mit den wichtigsten Mineralien versorgen und den Verdauungstrakt wieder regenerieren soll. Manche Hunde mögen es, andere lassen es links liegen.

Ausprobieren ist hier also gefragt. Wichtig ist aber in meinen Augen, dass der Hund nicht zum Fressen oder Trinken überredet wird, so lange es ihm akut noch schlecht geht; sondern erst, nach dem das Erbrechen vorbei ist. Dann können all diese Mittel zur Regeneration beitragen.

Das Ende vom Leid

Da diese Problematik regelmäßig im Frühjahr (und Herbst) aufzutauchen scheint (also immer dann, wenn die Felder gedüngt/behandelt werden); sehe ich den Zusammenhang zwischen Feldarbeit und Symptomatik als gegeben an.

Glücklicherweise verschwinden die Symptome meist noch 1-2 Tagen und bei einem gesunden Hund besteht in der Regel auch kein Grund direkt zum Tierarzt zu fahren. Bei Kindern erhält man häufig ja auch den Rat vom Arzt, dass Kind einfach ins Bett zu stecken und sich auskurieren zu lassen.

Dennoch gibt es natürlich auch Ausnahmen von dieser Regel, wie beschrieben.

Wenn du dich weitergehend mit dem Thema Gesundheit und Erste Hilfe für Hunde beschäftigen möchtest, empfehle ich dir den Online-Kurs, den du auf meiner Empfehlungsseite findest.

Und ansonsten empfehle ich momentan jedem Hundehalter, den Hund von Pfützen und Grasfressen fernzuhalten.

Geschrieben von: Tierservice Fehmarn

28. April 2023

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