Notfälle beim Hund

Notfaelle beim Hund

Die tierärztliche Versorgung auf Fehmarn…

ist schon seit Jahren in einem suboptimal und sehr ausbaufähigen Zustand. Aktuell haben wir eine stationäre Tierarztpraxis und eine Zweigpraxis eines Tierarztes aus Heiligenhafen, die mehrmals wöchentlich für einige Stunden besetzt sind. Schaut man sich die offiziellen Öffnungszeiten an, kommen wir auf Fehmarn auf 22 Stunden geöffneter Tierarztpraxis pro Woche. Beide Tierärzte bieten keine Sprechstunde am Wochenende an; auch am Mittwoch gibt es nur vormittags die Möglichkeit einen Tierarzt zu besuchen. Und auch, wenn beide Optionen besser als nichts sind, gibt es doch immer wieder Situationen, die mit dieser Aufstellung nicht abgedeckt werden können.

Dafür gibt es verschiedene Gründe:

  • kurze Sprechzeiten
  • Bedingte diagnostische Möglichkeiten
  • Bedingte therapeutische Möglichkeiten (z.B. Operationsmöglichkeiten)
  • Ein häufig überlasteter Notdienst
  • zum Teil eventuell auch nicht ausreichende Vorkenntnisse (z.B. bei Exoten, Vögeln oder nicht ganz so häufig gehaltenen Heimtieren)

Ein Tierarzt hat es nicht leicht

Die Schuld an diesen Schwierigkeiten tragen nicht die einzelnen Tierärzte sondern liegen häufig einfach im System. Es kommt wie überall nur wenig Nachwuchs, insbesondere in die ländliche Regionen. Und die Tierärzte, die versuchen, das System Heimtier am Laufen zu halten, kommen vor lauter Arbeit am Tier, Abrechnung, Dokumentation, Mahnwesen, Praxisausstattung, Fortbildung etc. selten zur Umsetzung von Optimierungsmöglichkeiten.

Aber auch ein Tierarzt ist nur ein Mensch ist und hat das Recht auf ein Privatleben mit Familie, Urlaub und Wochenenden. Auch ein Tierarzt ist nur ein Mensch und nicht immun gegen eigene Erkrankungen. Auch ein Tierarzt wird älter und will seinen Beruf nicht bis ins Grab ausüben.

Die emotionaler Belastung hinter diesem Beruf, kann ich mir nur bedingt vorstellen; es ist aber sicherlich ein Beruf, der nicht ohne ist; denn Tierärzte sind eine Berufsgruppe mit einer der höchsten Suizidraten.

Und während man in Ballungsgebieten meist noch die ein oder andere Ausweichmöglichkeit hat, wird es auf Land immer dünner mit der tierärztlichen Versorgung.

Einigermaßen händelbar ist diese Situation noch, wenn es um geplante Routineuntersuchungen geht; sichtbar wird das Problem dann aber direkt, wenn man es mit einer Notfallsituation bei seinem Tier zu tun hat.

Als essenziell halte ich für jeden Tierhalter daher ein Grundwissen zum Thema Gesundheit und Erste Hilfe. Auch und besonders, wenn es darum geht, die Ernsthaftigkeit eines vermeintlichen Notfalls gut einschätzen zu können.

Was ist ein Notfall?

Immer wieder berichten Tierärzte davon, dass so mancher Tierhalter die Notfallsprechstunde aufsucht, weil der Hund seit 2 Wochen lahmt, man sich bisher aber nicht die Zeit genommen hat, um zum Tierarzt zu gehen. Der tierärztliche Notdienst sollte aber ausschließlich für tatsächliche Notfälle aufgesucht werden!

Zum einen, weil das Personal in diesen Zeiten sowieso reduziert ist. Zum anderen nehmen solche “Bagatellen” die “Ressource Tierarzt” dann so in Beschlag, dass vielleicht ein wirklich lebensbedrohlicher Notfall unnötig warten muss. In der Regel bedeutet das schlechtere Heilungschancen für den Notfall bis hin zum Tod des Tieres.

Der erste und wichtigste Schritt ist also, sich zu überlegen, ob es sich um einen tatsächlich lebensbedrohlichen Notfall handelt, oder ob man nicht doch problemlos bis zur nächsten regulären Sprechstunde mit dem Wehwehchen warten kann.

Stellenweise gab es Berichte von Tierärzten, die sich darüber beklagten, dass Tierhalter gezielt in die Notfallsprechstunde kamen, weil sie dort mit weniger Wartezeit rechneten. Das war wohl einer der Gründe für die Einführung einer Notdienst-Pauschale; trotzdem kommt das wohl immer noch vor.

Für Laien oder ‘Neu-Tierhalter’ ist es häufig schwer einschätzbar, ob es sich beim Problem des eigenen Tieres tatsächlich um einen medizinischen Notfall handelt.

In meinen Trainingsangeboten lasse ich daher regelmäßig auch kleine Übungen und Gespräche rund um das Thema Gesundheit einfließen. Ich hoffe, dadurch Tierhalter darin zu unterstützen den Gesundheitszustand des eigenen Tieres verlässlich einschätzen zu können. Auch ich selbst frische regelmäßig meine Kenntnisse in diesem Bereich auf und erweitere sie.

Was ist bei einem Notfall zu tun?

Hat man den Notfall erst einmal nach Dringlichkeit eingeordnet, können die ersten Maßnahmen erfolgen. Womit wir beim nächsten Problem wären. Einerseits müssen wir selbst erst einmal erkennen, um was für einen Notfall es sich handelt. Andererseits muss der Tierhalter auch in der Lage sein, die Erste-Hilfe-Maßnahmen möglichst korrekt an seinem Tier durchzuführen. So können falsche oder falsch durchgeführte Maßnahmen den Zustand des Tieres schlimmstenfalls noch verschlimmern.

Und auch wenn es häufig heißt: “Jede Hilfe ist besser als keine Hilfe” heißt das nicht, dass jede Hilfsmaßnahme auch tatsächlich hilft.

Nehmen wir als typisches Beispiel den Hitzschlag beim Hund. Schicke ich den Hund mit Hitzschlag in die kalte Ostsee, riskiere ich, dass der Hund einen Kreislaufzusammenbruch erleidet. Das wäre dann wohl eher nicht das, was ich beabsichtigt habe. Dabei heißt es doch, dass man einen Hund mit Hitzschlag abkühlen soll?! Auf das WIE kommt es an! Umso mehr, weil uns das Tier in vielen Fällen gar nicht sagen kann; was es nun eigentlich für ein Problem hat, sondern wie vielmehr anhand der Symptome und Situation aufschlüsseln müssen, was der Vierbeiner denn hat und welche Hilfe er in der Folge benötigt.

Die folgenden Maßnahmen gelten aber in jedem Fall und sind auch in dieser Reihe sinnvoll durchzuführen:

  1. RUHE BEWAHREN: Nur, wenn ich selbst ruhig bin, kann ich klar denken und die Situation korrekt beurteilen. Das sind die Voraussetzungen, um dem Tier zu helfen. Also erstmal durchatmen!
  2. Vitalwerte und Ansprechbarkeit prüfen: Ist der Hund wach und ansprechbar, reagiert er auf seinen Namen? Wenn nicht: Sind Atmung und Puls vorhanden?
  3. Tierarzt kontaktieren und Erste-Hilfe-Maßnahmen entsprechend des Notfalls einleiten!

 

Zentrale Notrufnummer Schleswig-Holstein

Da der eigene Tierarzt nicht immer direkt erreichbar ist, hat die Tierärztekammer Schleswig-Holstein seit 2021 einen telefonischen Tierärztlichen Notdienst eingerichtet. Ruft man diese Nummer an, wird man mit der am nächsten liegenden offenen Praxis verbunden. Daher sollte sich diese Nummer jeder Tierhalter in Schleswig-Holstein ins Telefon einspeichern:

0481 – 85 82 39 98

Maßnahmen der Ersten Hilfe lernen per Online-Kurs

Um Erste Hilfe zu lernen geht nichts über einen praktischen Workshop oder Kurs. Das liegt einfach daran, dass einem die ganze Theorie, die man sich anlesen kann, nichts nützt, wenn man nicht schon einmal im Normalzustand versucht hat, bei seinem Tier den Puls zu messen. Es bedarf in vielen Fällen schon im Ruhezustand etwas Übung, um die richtigen Stelle zu finden oder die Atemzüge zu messen. Und in einer Notfallsituation sind wir häufig alles, nur nicht entspannt.

Kürzlich stieß ich aber auf einen Online-Kurs zum Thema Erste Hilfe bei Hunden und Katzen. Diesen habe ich mir nun angeschaut und finde ihn super hilfreich für Tierbesitzer und alle, die mit Hund und Katze zusammenleben. Auch hier werden praktische Übungen eingefügt (und zu den meisten Sachen gibt es hilfreiche Begleitvideos). So kann man vieles zu Hause am eigenen Tier mal ausprobieren.

Das Wissen ist gut und verständlich aufbereitet und der Kurs ist mit sinnvoll durchgegliedert. Besonders gut finde ich, dass bei den Notfällen dabei steht, wie schnell es einer tierärztlichen Versorgung bedarf und was man bis zum Erreichen des Tierarztes tun soll.

Der Kursinhalt wird regelmäßig ergänzt und man kann ihn sich nach dem Erwerb immer wieder anschauen.

Der gesamte Kurs dauert aktuell 6 Stunden und kostet knapp 50 €. Eine Summe, die ich für den Inhalt mehr als gerechtfertigt finde, insbesondere da man dauerhaften Zugang erhält und den Kurs oder einzelne Lektionen problemlos in einigen Monaten noch einmal anschauen kann.

Kauft ihr ihn über meinen Link unterstützt ihr mich zusätzlich, ohne Mehrkosten zu haben.

Wenn ihr also gerade am Thema “Erste Hilfe bei Hund und Katze” hängt, ist das vielleicht eine Option für euch.

 

Geschrieben von: Tierservice Fehmarn

30. März 2023

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