Da ich öfters auch Videos und Fotos poste, auf denen sowohl Pucky als auch Fremdhunde im gemeinsam mit den Katzen sichtbar sind, bekomme ich immer wieder Fragen zum Thema “Hund und Katze im selben Haushalt” gestellt. Schon länger habe ich daher diesen Artikel in Vorbereitung, in dem es genau um dieses Thema gehen soll. Fangen wir an 🙂
Wer mir länger auf den sozialen Medien folgt, aufmerksam diese Webseite liest oder mit mir wegen einer Betreuungsanfrage in Kontakt tritt, bekommt sehr schnell die Information, dass zu unserer
Familie neben dem eigenen Hund auch 2 Katzen gehören. Frieda und Fiona wurden beide vor 2 Jahren ausgesetzt, gehören aber nicht zusammen. Sie kamen mit wenigen Wochen Unterschied im Sommer 2021 hier an. Beide leben hier mit den Betreuungshunden zusammen. Auch vorher haben hier schon einige Katzen ihr zeitweiliges oder Für-Immer-zu-Hause gehabt. Allerdings starb der letzte vorherige Kater 2017 an einer Tumorerkrankung. Da kurz danach Hospiz-Hund Boogey hier landete, der absolut unverträglich mit Katzen war, gab es danach eine “Katzen-Pause” in unserem
Haushalt – bis Frieda im Alter von gerade 2 Wochen mitten in der Nacht auf einer Straße weit entfernt vom nächsten Dorf gefunden und zu mir gebracht wurde. Sie lernte nach wenigen Tagen dann direkt auch Pucky kennen, die sie seither wohl für eine Art große Schwester hält. Als Pucky als Welpe einzog, lebte noch der hundeverträgliche Kater Leo bei uns – Pucky wurde also direkt mit Katzen sozialisiert.
Warum kommt es so oft zu Problemen zwischen Hunden und Katzen?
Dass Hunde und Katzen sich gut miteinander verstehen ist nicht selbstverständlich. Einerseits ist es so, dass beide Tierarten unterschiedlich kommunizieren. Legt ein Hund die Ohren nach hinten, ist das eher ein devotes (also “unterwürfiges” oder unsicheres) Signal – legt eine Katze die Ohren an, steht häufig eine Attacke kurz bevor. Wedelt eine Katze mit dem Schwanz sendet sie damit eine deutliche Warnung aus; beim Hund ist das Schwanzwedeln Ausdruck von Aufregung oder freudiger Erregung.
Achtung wichtig: Zur Kommunikation gehört bei beiden Tierarten noch viel mehr, auf das man gleichzeitig achten muss, um einen korrekten Gesamteindruck zu erhalten. Hier habe ich nur 2 Beispiele aus den körpersprachlichen Signalen entnommen. Diese sind aber bitte nicht zu verallgemeinern. Dass ein Hund, der mit dem Schwanz wedelt z.B. immer freundlich gestimmt ist, stimmt absolut nicht!
Es kommt hier also häufig zu Missverständnissen in der Kommunikation. Leider können viele Hunde ja schon innerhalb ihrer eigenen Art nicht vernünftig kommunizieren. Die Kommunikation mit einer anderen Art ist deutlich schwieriger!
Das zweite große Problemfeld ist, dass Hunde mehr oder weniger stark auf Bewegungsreize reagieren. Die Katze läuft weg, der Hund hinterher; anfänglich vielleicht aus Neugier, kippt dieses Spiel schnell in Jagdverhalten des Hundes. Jagdverhalten ist ein sehr schwierig zu trainierendes Verhalten; da es im Hundehirn bereits beim Aufspüren und Hinterherlaufen der Beute zur Ausschüttung verschiedener Hormone kommt, die den Hund regelrecht süchtig machen können. Und zwar auch ohne jeglichen Jagderfolg. In der Evolution macht das Sinn. Hätten die Vorfahren unserer Hunde nach den ersten 2 erfolglosen Jagdversuchen das Verhalten eingestellt, würden sie uns heute nicht begleiten. In der heutigen Zeit allerdings macht uns genau dieser Hormonmix das Leben und Training mit jagdlich motivierten Hunden schwer.
Es gibt also 2 große “Baustellen”, mit denen wir uns beschäftigen müssen, wenn Hund und Katze friedlich zusammen leben sollen: Das Jagdverhalten des Hundes und die Kommunikation zwischen den verschiedenen Spezies.
So klappt die Zusammenführung von Hund und Katze
Am besten klappt eine Zusammenführung, wenn mindestens eins, am besten jedoch beide Tiere noch im Welpenalter sind. Einerseits haben wir bei Hundewelpen immer noch die besten Chancen, ein eventuell auftauchendes Jagdverhalten gegenüber Katzen (oder anderen Kleintieren) im Keim zu ersticken, wenn der Hund einfach noch nicht häufig die Erfahrung gemacht hat, dass Jagen etwas tolles ist. Andererseits fällt es den jungen Tieren meist leichter, sich offen gegenüber neuer oder auch anderer Kommunikation zu zeigen. Sicher kommt es auch bei Hunde- und Katzenwelpen häufig zu Missverständnissen – aber beide sind in jungem Alter eher lernbereit; insbesondere, weil sie eben noch keine schlechten Erfahrungen mit der anderen Spezies gemacht haben und sie noch nicht so gefestigt in ihrem Verhalten sind. Und logischerweise ist ein 12kg schwerer Hundewelpe für uns Menschen deutlich einfacher zu händeln, als ein ausgewachsener Hund mit viel Selbstbewusstsein jenseits der 30kg-Marke.
Nun ist es häufig so, dass man sich nicht gleichzeitig einen Hunde- und Katzenwelpen in den Haushalt holt. Dennoch empfehle ich, insbesondere Hunde großflächig bereits im Welpenalter die Bekanntschaft anderer Tierarten machen zu lassen. Tiere, mit denen der Hund in seinen ersten Lebensmonaten sozialisiert wurde und die er als “Nicht-Jagd-Objekte” kennen gelernt hat, speichert er in aller Regel auch entsprechend ab und je mehr unterschiedliche Tierarten er als Welpe positiv kennengelernt hat, desto gefestigter ist der Hund auch, wenn später doch einmal neue unbekannte Tiere hinzukommen.
Das ist ein wenig vergleichbar auch mit den verschiedenen Hunderassen. Nicht selten haben Hunde Probleme mit Hunderassen, die durch besondere körperliche (angezüchtete) Merkmale anders aussehen, als sie selbst. Auch hier liegt der Grund häufig in der fehlenden Sozialisierung mit diesen Individuen. So hat ein Hund, der in den ersten Lebensjahren keinerlei Kontakt zu brachyzephalen (also kurzköpfigen) Rassen wie Mops oder Bulldogge hat, in der Regel später ein Problem, weil er die in Falten gezogene Schnauzenregion als Drohsignal interpretiert – dabei ist das angezüchtet. Lernt der Hund schon in jungem Alter möglichst viele verschiedene Hundetypen und -charaktere kennen, fällt ihm auch im Erwachsenenalter die Einstellung auf Hunde, die nicht aussehen, wie der Nachbarshund mit dem er immer spielt, deutlich leichter.
Möchte man zu einem erwachsenem Hund eine junge Katze dazu holen, ist es in jedem Fall ratsam, vorher auszuprobieren, wie der Hund auf Katzen reagiert. Das fängt bei einer Begegnung beim Spaziergang an, bei der man Jagdtendenzen gut erkennen kann, weil die meisten Katzen eher vom Hund weg- als zu ihm hinlaufen. Wem beim Spaziergang mit dem Hund noch nie eine Katze über den Weg gelaufen ist, der sollte sich im Freundes- und Bekanntenkreis einmal nach Katzenhaltern umhören. Wenn man die Reaktion des Hundes auf eine Katze nicht sicher einschätzen kann, sollte der Hund auch hierbei an der Leine geführt werden.
Soll ein Hundewelpe bei einer erwachsenen Katze einziehen, ist es wichtig, dass der Hund diese nicht als Jagdobjekt für sich entdeckt. Hier sind vor allem die Hundebesitzer gefragt, das Verhalten des jungen Hundes in die richtigen Bahnen zu lenken. Besonders junge Hunde übertreiben es in ihrem Spieltrieb gern mal. Habe ich Welpen in der Hundebetreuung arbeiten wir also als erstes daran, dass der Hund den Katzen nicht ständig hinterherläuft und ihre Signale als Stoppsignale erkennt und akzeptiert. Dafür kann es auch mal notwendig sein, den Welpen an die Leine zu nehmen oder anderweitig räumlich zu begrenzen.
Es gilt: Je weniger nachgelaufen wird, desto weniger Jagd-Hormon-Cocktail wird ausgeschüttet, desto weniger reizvoll wird das Nachlaufen. Gleichzeitig spielt hierbei natürlich auch die Impulskontrolle eine Rolle, die der junge Hund erst noch erlernen muss. Hat der Hundewelpe erst einmal verstanden, dass es sich für ihn nicht lohnt, einer Katze hinterherzulaufen; lernt er meist auch den restlichen Umgang mit einer Katze sehr schnell.
Übrigens: Impulskontrolle spielt nicht nur eine wichtige Rolle bei Jagdverhalten, sondern auch bei Hundebegegnungen und vielen anderen “Alltagssorgen”. Wenn du und dein Hund hier Nachholbedarf habt, kann ich euch die Teilnahme an der offenen Gruppe wärmstens ans Herz legen. Hier lernt dein Hund, sich trotz Außenreizen (andere Hunde, andere Tiere, Menschen, diverseste Bewegungsreize…) auf dich zu konzentrieren und du bekommst Strategien an die Hand, die dir helfen, die Aufmerksamkeit des Hundes wieder zu dir zu holen, wenn’s mal nicht so gut läuft.
Die schwierigste Zusammenführung ist wohl die zweier erwachsener Tiere, da wir hier meist schon diverse Vorerfahrungen auf beiden Seiten haben. Vielleicht wurde die Katze in der Vergangenheit mal von einem Hund gejagt? Dann wird sie Hunde wahrscheinlich als unangenehm abgespeichert haben und der Begegnung eher ausweichen. Und der Hund hat vielleicht schon mal die Jagderfahrung an Katzen der Nachbarschaft ausprobiert und sieht Katzen als Beute an – zwei solche Tiere zu vergesellschaften klappt häufig nicht.
Bei der Zusammenführung zweier erwachsener Tiere entscheidet fast immer die Katze über den Ausgang des Experiments. Wenn die Katze ständig vor dem Hund flüchtet, braucht es schon einen sehr kontrollierten oder ignoranten Hund, damit er das toleriert und nicht hinterherläuft. Aber auch solche Hunde gibt es.
Welche Rolle spielt die Rasse des Hundes?
Auch die Rasse des Hundes kann beim Zusammenleben mit einer Katze eine wichtige Rolle spielen. Jede Hunderasse wurde zu einem bestimmten Zweck gezüchtet und entsprechend gibt es Hunderassen, die aufgrund ihrer Gene z.B. einen höheren Jagdtrieb haben als andere. Es gibt Hunderassen, die grundsätzlich eher gemütlich unterwegs sind und eine bessere Impulskontrolle mit sich bringen; und es gibt Hunderassen, die bestimmte Verhaltensweisen aus der Jagd-Verhaltens-Kette entweder verstärkt oder vermindert zeigen. Dabei setzt sich das Jagdverhalten aus diesen Schritten zusammen:
- Orientieren
- Fokussieren
- Anschleichen
- Hetzen
- Packen
- Töten
- Zerlegen
- Fressen
Je mehr Schritte dieser Verhaltenskette die Wunsch-Hunderasse schon beim Einzug im neuen Heim im Gepäck hat, desto schwieriger gestaltet sich wahrscheinlich auch das zukünftige Zusammenleben mit einer potentiellen Beute. Aber auch hier gilt: Verallgemeinern ist schwierig. Es gibt durchaus auch Terrier (die in der Kette alle Schritte durchlaufen), die Katzen als Haushaltsmitglieder akzeptiert haben. Hier hilft dann wieder die frühe Sozialisierung.
Regeln im Haus sind wichtig für Hunde und Katzen
Auch wenn Hunde und Katzen sich akzeptiert und vielleicht sogar angefreundet haben, sollte das Zusammenleben mit einigen Regeln organisiert sein.
Wichtig ist zum Beispiel, dass beide Tiere/Tierarten die Möglichkeit zum Rückzug haben. Wir haben beispielsweise bei uns einen Welpenauslauf im Wohnzimmer, darin stehen Katzentoilette, Kratzbaum und Futternäpfe der Katzen. Gleichzeitig achten wir darauf, dass die Katzen die Hunde nicht ärgern oder ihnen das Futter stehlen. Wir haben also immer Augen und Ohren geöffnet, um evtl. auftauchende Konflikte direkt zu managen, in dem wir beispielsweise Hunde getrennt füttern, wenn sie länger zum Fressen benötigen. Eine Futter-Hierarchie zwischen Hunden und Katzen gibt es hingegen bei uns nicht, was aber daran liegt, dass die Katzen sowieso zu unregelmäßigen Zeiten gefüttert werden. Es kann also passieren, dass sie mal nach den Hunden ihr Futter bekommen und mal davor. Diese Unregelmäßigkeit hilft auch wieder, Konflikte zu vermeiden. So ist es für beide Seiten normal, dass man mal warten muss, bis der andere fertig ist.
Fazit
Es ist also gleichzeitig einfach und schwierig, Hund und Katzen zusammen zu halten. Es kommt immer auf die einzelne Konstellation an, wie hoch oder niedrig die Erfolgschancen sind. Überlegt man sich die Sache vorher gut und geht planvoll vor, ist es nicht sonderlich schwer, beide Tiere gemeinsam zu halten. Haben die Tiere aber schon negative Vorerfahrungen oder das andere Tier als Beute abgespeichert ist es ratsam, das Halten der anderen Tierart vielleicht auf die Zeit nach diesem Tier zu verschieben.
Wenn du Hilfe bei der Einschätzung benötigst, ob der Wunsch nach einem zweiten oder dritten Tier im Haushalt in deinem Fall gut umsetzbar ist, kannst du einfach einen Termin bei mir vereinbaren.
Hast du sowohl Hund als auch Katzen im Haushalt? Hinterlasse mir doch gern ein Kommentar mit deinen Erfahrungen und vielleicht hast du ja auch noch einen Tipp für anderen.
So ein spannendes Lesen, danke;)
Martin