Wie Hunde fressen (Teil 7) – Der Teufel steckt im Detail

Bereits in den letzten beiden Artikeln haben wir uns mit Problemen rund ums Fressen beschäftigt. Heute soll es noch einmal um Fragen rund um das Futter selbst gehen, denn bei meinen Beratungen werden einige Fragen immer wieder gestellt. An diesem Ort möchte ich die Fragen einmal sammeln und beantworten.

Darf ich meinem Hund auch Katzenfutter geben?

Katzen haben einen anderen Nährstoffbedarf als Hunde. Ihr Futter enthält mehr Kohlenhydrate, Taurin (wird vom Hund selbst hergestellt und muss daher nicht über das Futter zugeführt werden) und zu wenig Eiweiß. Deswegen ist es nicht sinnvoll, einen Hund allein mit Katzenfutter zu ernähren. In der Regel ist es aber nicht weiter dramatisch, wenn sich ein Hund mal am Katzenfutter bedient. Nur zur Regel sollte eine Fütterung von Katzenfutter nicht werden.

Darf man Nass- und Trockenfutter mischen?

Es ist ungünstig, Nass- und Trockenfutter gemeinsam zu füttern. Das Trockenfutter benötigt länger für die Verdauung, weil es erst im Magen des Hundes aufquillt und sein Volumen dadurch vergrößert. Gleichzeitig “bearbeiten” die Verdauungsenzyme aber schon das Nassfutter. Da der Hund aber nur einen Magen hat in dem beides gleichzeitig verarbeitet werden muss (auf unterschiedliche Weise), kann es zu Problemen, wie Magenschmerzen oder Übelkeit kommen. Grundsätzlich spricht nichts dagegen, dem Hund sowohl Trockenfutter als auch Nassfutter anzubieten, dieses sollte aber nicht in einer Mahlzeit geschehen, sondern im Abstand von mehreren Stunden. Eine guter Kompromiss wäre z.B. morgens Trockenfutter, abends Nassfutter (oder umgekehrt) zu füttern.

Wie oft muss der Hund gefüttert werden?

Viele Hundehalter sind sich unsicher bei der idealen Mahlzeiten-Anzahl für ihren Vierbeiner. Für junge und alte Hunde oder Hunde mit bestimmten Erkrankungen ist das Verfüttern von 3-4 Mahlzeiten angeraten. Dann sind die Portionen kleiner, man hat öfter ein gewisses Sättigungsgefühl und der Verdauungstrakt wird nicht durch eine große Futtermenge überfordert. Für die meisten erwachsenen Hunde bieten sich 2 Fütterungen täglich an. Die Futtermenge ist hier etwas größer als bei den eben genannten Hunden, trotzdem wird der und 2x täglich satt sein. Außerdem orientiert sich diese Fütterungszahl auch gut an unserem eigenen Tagesrhythmus. Es gibt aber auch Hunde, die nur einmal täglich gefüttert werden. Jedoch hat der Hundemagen hier eben eine große Futtermenge mit einem Mal zu verdauen und es kommt schneller zum Hungergefühl. (Der Magen besteht aus Muskelgewebe, dieses dehnt sich durch große Futterrationen aus, steht aber eben auch schnell wieder ‘leer’ und meldet das Hungergefühl). Ich persönlich bevorzuge 2 Fütterungen täglich; aber eben immer unter dem Aspekt, dass der Hund das auch verträgt (bei bestimmten Erkrankungen müssen kleinere Portionen und damit häufiger gefüttert werden)

Mein Hund ist zu dünn oder zu dick, muss ich die Fütterung ändern?

Es gibt viele Ursachen dafür, dass ein Hund über oder untergewichtig ist – nicht alle liegen im Futter begründet. Wie auch bei uns Menschen gibt es eine Reihe von Erkrankungen, die sich auf das Gewicht des Hundes auswirken können. Sollte ein Hund also innerhalb weniger Wochen oder Monate erhebliche Gewichtsab- oder -Zunahmen durchleben und man hat nichts an der Fütterung oder dem Aktivitätslevel geändert, sollte in jedem Fall ein Tierarzt konsultiert werden. Auch gibt es Rassedispositionen, die sich auf das Gewicht auswirken. Es wird für einen Windhund-/Jagdhund-Mix nicht einfach sein ein “Normalgewicht” zu entwickeln, einige Windhunderassen (z.B. Galgos, Podencos, Azawakh oder Sloughis) sehen sogar regelrecht unterernährt aus. Auf der anderen Seite stehen “schwere” Rassen wie Bernhardiner, Berner Sennenhund oder Neufundländer, bei denen ein Untergewicht untypisch wäre. Sollte es sich tatsächlich um Unter- oder Übergewicht handeln, ist das Futter ein beeinflussender Punkt. Ein weiterer Baustein bildet die Bewegung des Hundes (In Phasen hoher Aktivität kann man bedenkenlos die Futterration auch mal erhöhen).

Diät für dicke Hunde? Wie macht man es am besten?

Sollte der Hund übergewichtig sein, kann man dennoch nicht einfach die tägliche Futterration halbieren. Zum einen muss nämlich auch für das Abnehmen sicher gestellt sein, dass der Hund alle notwendigen Nährstoffe bekommt, die er benötigt. Zum anderen würde der Hund es dem Halter wohl sehr übel nehmen und durch das entstehende Hungergefühl (der Magen ist ein Muskel…) mit Übelkeit reagieren oder beginnen, sich selbst auf die Suche nach Nahrung zu begeben. Ich kann aus Erfahrung sagen, Hunde können da sehr kreativ sein. Trotzdem ist als erstes ein Blick auf das Futter bei einer Diät wichtig. Ist das Futter geeignet? Ist die Futtermenge richtig? Welche (dickmachenden) Inhaltsstoffe finden sich in der Zutatenliste? Anpassungen sind zu prüfen und langsam (!!) vorzunehmen.

Ein häufiger Fehler ist, dass man Leckerlies und Kausachen, die über den Tag gegeben werden, nicht von der täglichen Futtermenge abzieht. Man kann aber auch versuchen, auf weniger gehaltvolle Belohnungen umzusteigen (sofern der Hund auch über diese Alternativen noch gut motivier- und trainierbar ist). Ein Beispiel sind zum Beispiel rohe Karotten-Stücke. Viele Hunde mögen Karotten sehr gern und wenn man dem Hund rohe Karotten gibt, kommen diese quasi unverdaut hinten wieder raus. Gegebenenfalls muss auch das Hauptfutter gewechselt werden, oft reicht aber eine angepasste Futtermenge in Kombination mit mehr Bewegung.

Apropros: Die Reduzierung der täglichen Energiezufuhr verhindert zwar, dass der Hund weiter zunimmt; aber beim Abnehmen hilft am besten mehr Bewegung. Dabei muss der Hund nicht stundenlang über Hürden springen; sondern auch hier ist ein angemessenes Bewegungsprogramm wichtig, denn Übergewicht bringt noch eine ganze Menge anderer Beschwerden mit sich, die bei der Erstellung eines “Trainingsplans” Beachtung finden müssen. Und schlussendlich muss das Ganze auch für den Hundehalter durchführbar sein. Holen Sie sich hierzu gern Unterstützung bei einem Hundetrainer.

Was tun mit mäkeligen Hunden?

Wenn der Hund nichts frisst, ist das für viele Menschen ein Alarmzeichen. Mit Hingabe wird dann recherchiert, die Futtersorte gewechselt oder das Futter aufgepeppt. Dabei übersieht der Mensch, dass das Problem hier in den wenigsten Fällen der Hund hat, sondern er selbst. Für einen gesunden Hund ist es kein Problem auch mal einen Tag oder auch zwei auf sein Futter zu verzichten. Mäkelige Hunde haben aber sehr oft gelernt, dass sie, wenn sie ihr Futter nicht anrühren, zügig etwas Besseres vorgesetzt bekommen. Und dieses Wissen nutzen einige Hunde schamlos aus und treiben damit ihre Besitzer in die Verzweiflung. Auch Hunde, deren Napf stehen gelassen wird, zeigen häufig mäkeliges Verhalten, anstatt sofort den Napf zu leeren – warum sollten sie auch, steht die gefüllte Schüssel doch jederzeit zur Verfügung und wird wieder aufgefüllt, sobald der Hund sie geleert hat. Hunde denen Futter ganztägig zur Verfügung steht, werden auch weniger gut mit Futterbelohnungen zu motivieren sein. Vorbeugen hilft hier also sehr. Mäkelt der Hund bereits, kann man damit beginnen, das hingestellte Futter nach einigen Minuten wieder hochzunehmen, wenn der Hund nicht frisst. Natürlich darf er dann nicht mit Zwischenmahlzeiten besänftigt werden, wenn er Hunger bekommt. Er muss bis zur nächsten Mahlzeit warten. Dort macht man es genauso wieder.

Aber Achtung: Auch das Mäkeln kann organische bzw. medizinische Ursachen haben. Unter Umständen ist die letzte Mahlzeit zu lang her und dem Hund ist übel (hier hilft es oft, wenn man erst einmal nur ein paar Brocken Futter oder Leckerlies anbietet). Vielleicht hat er auch einen Infekt, der ihm auf den Appetit schlägt (dann sollte man das Gesund-Fasten des Hundes akzeptieren und/oder wenn es zu lang dauert, einen Tierarzt konsultieren). Es gibt auch Fälle, in denen sensible Hunde sich schlichtweg nicht an den Napf heran trauen. Hier muss auf eine ruhige Umgebung beim Fressen geachtet werden; vielleicht muss man den Raum sogar selbst verlassen). Und es gibt noch die Hunde, die aus Trennungsgründen nicht fressen. Dies ist glücklicherweise selten und wenn auch nicht von unendlicher Dauer.

Mit diesem Artikel möchte ich die Reihe rund um die Fütterung der Hunde gern abschließen. Natürlich ist das Thema nicht komplett von mir aufgearbeitet worden, denn vieles sprengt den Rahmen eines Blogartikels und manches wäre für den “Normal-Hundehalter” zu tief im Thema drin. Aber ich hoffe, ich konnte trotzdem ein wenig Licht in das dunkle Thema Futter bringen. Und nun schau ich mal, worum es als nächstes hier im Blog gehen könnte. Wenn du eine Idee hast, hinterlass mir gern ein Kommentar.

Deine

Susann

 

Geschrieben von: Tierservice Fehmarn

27. Januar 2021

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