Francis (Mai 2008 – 11.06.2012)

Francis, noch immer kann ich es nicht begreifen – schon gar nicht akzeptieren, dass DU – herzensguter, lieber Kater nicht mehr bei uns bist. Ich warte immer noch darauf, dass du an die Terrassentür kommst und verlangst, herein gelassen zu werden – doch du kommst nicht mehr. Du wirst nie mehr kommen. Linus hat sich sehr zurückgezogen, er lässt mich nicht mehr an sich heran – mich, die einzige, die ihn überhaupt anfassen durfte. Ich glaube, er sucht dich draussen und hofft genau wie ich, dass du im nächsten Moment aus einem Gebüsch rausspringst. Aber er war genau wie ich, genau wie Lena, und auch die restliche Familie dabei, als wir dich gestern begruben. Ich weiß nicht, was ich sagen soll. Ich weiß nicht, wem ich Vorwürfe machen soll. Dem Autofahrer? Dir? Mir? Ich weiß es nicht. Weisst du, jemand war so nett, und hat dich von der Strasse runter geholt, dich auf eine Wiese in der Nähe der Strasse gelegt. So, dass ich dich abends finden konnte – äußerlich fehlte dir nichts. Ein abgebrochener Eckzahn. Ein paar Büschel Fell fehlten. Ich konnte dich mit nach Hause nehmen und konnte Lena dabei sein lassen, als wir dich begraben haben. Musste sie nicht vor einem noch schrecklicherem Anblick schützen. Vermissen tut sie dich trotzdem, denn auf ihre Art hat sie dich geliebt. Aber das weißt du, denke ich. Sie sucht dich, möchte dir morgens dein heißgeliebtes Trockenfutter bringen. Ich selbst – mir tun die Augen so schrecklich weh, doch kann ich nicht aufhören, Tränen zu vergießen. Du fehlst hier so unheimlich, es ist so verdammt ruhig hier, ohne dein Maunzen. Du hattest noch so viel Zeit vor dir, mein Kleiner. So viel Mist liegt schon hinter uns. Als Jungkater bekamst du Harngrieß, du hast dir damals die Blase punktieren lassen, ohne Betäubung oder Festhalten – du hast nie einem Menschen was getan. Vor wenigen Monaten erst erkannten wir, dass du am Pica-Syndrom leidest – doch auch das hatten wir zuletzt gut im Griff. Du hast Katzenwaisen mit aufgezogen und warst Bezugspunkt für Linus. Du warst Buddys bester Freund. Du hast mir trost gespendet, wenn ein Tier uns verlassen hat. Du hattest so viel Selbstbewusstsein und hast es aber nur gegenüber den richtigen gezeigt. Du warst mir in gewisser Weise sehr ähnlich – auch ich traue mich oftmals nicht, mir zu nehmen, was ich brauche. Vielleicht konnte ich deswegen so gut nachfühlen, wie es für dich sein muss und hab dir deswegen die Entscheidung zwischen Wollen und Vertrauen immer abnehmen können, in dem ich dich einfach auf meinen Schoss nahm und dich streichelte. Du hättest die Kinder aufwachsen sehen sollen, du wärst das perfekte Haustier für sie geworden. Du hättest mir Trost spenden sollen, an den Abenden, wenn Linus mal nicht nach Hause kommt – du weißt, wie besorgt ich dann immer bin, genau wie du es warst. Und so besorgt war ich auch am Montag, als du Abends nicht heimgekehrt bist. Ich hatte ein schlechtes Gefühl – noch schlechter als sonst. Obwohl ich wusste, dass ich dich da nicht finden würde, suchte ich Schuppen und Garage ab. Dann ging ich vor zur Strasse, wo ich dich fand. Ich wusste, dass du dort bist, auf eine seltsame Art, wusste ich es. Ich liebe dich Francis. Ich werde dich immer lieben. Ich werde dich immer vermissen. Francis kam als Baby ins Tierheim und von dort im Herbst 2008 zu mir, gemeinsam mit Linus. Francis war ein Tollpatsch in Person. Wenn es irgendwo eine Möglichkeit gab, herunter zu fallen, er fand sie. Als Jungkater litt er unter Harngrieß, einer Vorstufe von Harn- und Nierensteinen und brachte mich dadurch dazu, mich eingehend mit der Thematik der artgerechten Ernährung von Haustieren, insbesondere von Hund und Katze zu beschäftigen. Mit einer Ernährungsumstellung bekamen wir dann die Problematik schnell in den Griff. Nach dem Umzug in ein Haus mit Grundstück verbrachte Francis dennoch den Großteil des Tages drin, er genoss die Nähe zu uns, war aber diesbezüglich nie fordernd. Er war auch sehr geduldig mit unserer Tochter, die es liebte, ihn durch die Wohnung zu jagen. Wenige Monate vor seinem Tod fanden wir endlich die Lösung, warum er gern auf Plastik etc. rumnagte. Er litt am sogenannten Pica-Syndrom. Jedoch konnten wir nicht rausfinden, was die Ursache dafür war, ob in seinen Genen ein Orientale mitgespielt hat, oder ob die 2 Tage Trennung von der Mutter als Baby ursächlich waren. Mit einer wöchentlichen Gabe von fleischigen Knochen bekamen wir das Problem jedoch gut in den Griff. Am 11.06. kam Francis von seinem Nachmittagsspaziergang abends nicht heim. Ich fand ihn dann an der Strasse, jemand hatte ihn auf die Wiese gelegt, aber ich konnte nichts mehr für ihn tun. Äußerlich war ihm nichts anzumerken, nur ein abgebrochener Eckzahn, ein paar Büschel fehlendes Fell am Schwanz und der Fundort ließen darauf schließen, dass er wohl angefahren wurde. Einen Tag später haben wir Francis beerdigt. Mit ihm gin ein ganz Großer Kater von uns und seine Lücke vermag wohl nie wieder jemand auszufüllen.

Geschrieben von: Tierservice Fehmarn

22. Februar 2013

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