„Wie bringe ich meinem Hund eigentlich Platz bei?“ – Diese Frage höre ich regelmäßig, und vielleicht hast auch du schon einmal ratlos mit einem Leckerli vor deinem Hund gestanden, während der einfach nicht verstanden hat, was du von ihm willst.
In diesem Artikel zeige ich dir drei erprobte Methoden, mit denen du deinem Hund das Signal „Platz“ beibringen kannst – ganz ohne Zwang, Druck oder Vertrauensbruch.
Was bedeutet „Platz“ überhaupt – und warum fällt es manchen Hunden so schwer?

Kein eigentliches „Platz“ aber hier sieht man gut, in welch ‚untergeordnete‘ Position sich der Labrador begeben muss, wenn er sich hinlegt ggü. den stehenden Ridgeback. Beim Labrador sind auch Beschwichtigungssignale wie Kopfabwenden in dieser gut Situation erkennbar.
Wenn wir vom Signal „Platz“ sprechen, meinen wir in der Regel die sogenannte Sphinx-Stellung: Der Hund liegt mit aufgerichtetem Oberkörper, die Vorderpfoten gerade nach vorn gestreckt, Hinterbeine unter dem Körper, bereit zum Aufstehen – aber in Ruhe.
Für den Hund ist diese Position nicht nur körperlich, sondern auch psychisch eine gewisse Herausforderung. Denn:
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Er begibt sich auf den Boden – also in eine niedrige und damit verletzlichere Position.
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Im Vergleich zum Stehen oder Sitzen ist er weniger reaktionsbereit.
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Für unsichere, ängstliche oder sehr wachsame Hunde kann das bedeuten: Ich gebe Kontrolle auf – und das fällt nicht jedem leicht.
Hinzu kommt: Manche Hunde haben schlichtweg körperliche Einschränkungen. Ältere Hunde, übergewichtige Tiere oder Hunde mit Gelenkproblemen tun sich mit dem Hinlegen schwer – oder haben vielleicht sogar Schmerzen dabei. Umso wichtiger ist es, dass wir ihnen mit Geduld und Empathie begegnen. Und es gibt durchaus Hunde, denen das Liegen auf hartem, steinigem, glattem, nassem oder kaltem Boden unangenehm ist.
Die häufigste Abweichung von der originalen Platz-Position ist die gekippte Hüfte, bei der der Hund beide Beine auf derselben Seite liegen hat. Für mich persönlich ist das im Alltag durchaus in Ordnung und nicht fehlerhaft – in einer richtigen Prüfung im Hundesport sollte aber auf die korrekte Ausführung bestanden werden. Ich persönlich empfinde die gekippte Hüfte als Zeichen eines entspannten Liegens.
Warum du deinen Hund niemals herunterdrücken solltest
Leider sieht man es immer noch: Hunde, denen das „Platz“ regelrecht aufgezwungen wird – durch das Herunterdrücken des Rückens oder das gewaltsame Nach-vorn-Ziehen der Vorderbeine. Solche Methoden stammen aus veralteten Trainingsansätzen und haben in einer modernen Mensch-Hund-Beziehung nichts mehr zu suchen.
Denn:
👉 Sie verletzen das Vertrauen, das der Hund dir entgegenbringt.
👉 Sie nehmen ihm die Kontrolle über seinen eigenen Körper.
👉 Und sie verknüpfen das Signal negativ – aus Angst oder Überforderung.
Die gute Nachricht: Es geht auch anders. Und besser. Und nachhaltiger.
3 Wege, wie dein Hund freiwillig und vertrauensvoll „Platz“ lernt
Alle drei der folgenden Methoden haben sich in meiner Arbeit mit unterschiedlichsten Hunden bewährt. Welche davon für deinen Hund am besten geeignet ist, hängt vor allem von seiner Größe – und manchmal auch deiner Beweglichkeit 😉 – ab.
1. Die Leckerli-Lockmethode (für mittelgroße bis große Hunde)
Diese Methode funktioniert am besten, wenn dein Hund bereits zuverlässig „Sitz“ kann.
🦴 So geht’s:
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Bring deinen Hund ins Sitz.
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Nimm ein Leckerli in die Hand und führe es ganz langsam von seiner Schnauze Richtung Boden – möglichst zwischen die Vorderpfoten.
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Stell dir vor, zwischen Hundeschnauze und Leckerli ist ein unsichtbares Gummiband: Je näher du mit der Hand an der Hundeschnauze bleibst und je attraktiver das Leckerchen für deinen Hund ist, desto stärker „zieht“ es.
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Der Hund folgt der Bewegung mit der Nase – der Kopf geht runter, dann die Schultern, schließlich der Bauch.
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Wichtig: Gib das Leckerli erst, wenn der Bauch den Boden berührt.
📝 Tipp:
Nicht hetzen – manche Hunde brauchen ein paar Wiederholungen, um zu verstehen, was du willst. Schaut der Hund deiner Hand ratlos hinterher, geh einfach wieder näher an die Hundeschnauze ran. Manchen Hunden muss man das ‚Folgen‘ der Hand etwas schmackhaft machen, indem die Hand sich zwischendurch auch mal seitwärts und/oder in Schlangenlinien Richtung Boden bewegt.
2. Der Bein-Tunnel (für kleine bis mittelgroße Hunde)
Diese Methode ist etwas verspielter – und eignet sich auch prima für bewegungsfreudige oder neugierige Hunde.
🦴 So geht’s:
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Setz dich mit angewinkelten Beinen auf den Boden oder auf einen niedrigen Hocker.
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Locke deinen Hund mit einem Leckerli unter deinem Beinbogen hindurch.
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Die meisten Hunde ducken sich instinktiv – und dabei kommt der Bauch dem Boden immer näher.
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Wenn der Hund sich fast „hineinlegt“, gib das Leckerli
🔁 Steigerung:
Je öfter ihr das übt, desto tiefer kannst du deine Beine machen, sodass der Hund sich irgendwann ganz hinlegen muss, um durchzukommen.
3. Der Karton-Tunnel (für sehr kleine Hunde wie Chihuahua oder Yorkie)
Für Zwerghunde ist der Bein-Tunnel manchmal zu hoch – hier hilft ein kleiner Basteltrick.
🦴 So geht’s:
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Nimm einen flachen Karton (z. B. einen leeren Milchkarton) und schneide vorne und hinten je ein Loch hinein – so entsteht ein Tunnel.
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Locke deinen Hund hindurch.
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Wenn das gut klappt, kürze Stück für Stück den unteren Teil des Kartons – der Tunnel wird immer flacher.
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Irgendwann kann der Hund nicht mehr hindurchgehen, ohne sich dabei vollständig hinzulegen. Und genau das belohnst du dann!
🎨 Extra-Tipp:
Diese Methode macht auch Kindern Spaß – sie können beim Basteln helfen oder den Hund mit anfeuern.
Erst das Verhalten – dann das Wort
Ganz wichtig: Egal, welche Methode du wählst – führe das Signalwort „Platz“ bitte erst ein, wenn dein Hund das Verhalten bereits zuverlässig zeigt.
Das bedeutet: Wiederhole die Übung ein paar Mal, bis dein Hund sich flüssig und ohne große Hilfestellung hinlegt. Erst dann sagst du kurz bevor er sich ablegt – oder in dem Moment, in dem der Bewegungsablauf beginnt – das Wort „Platz“. So lernt dein Hund, dass das Wort mit der Bewegung verknüpft ist.
🔁 Merksatz:
Verhalten zuerst – Wort danach.
Sonst lernt dein Hund womöglich, dass „Platz“ einfach bedeutet: „Guck mal, Mensch fuchtelt wieder mit Leckerli rum“.
Geduld ist der Schlüssel – und keine Methode ist für jeden Hund gleich gut
Nicht jeder Hund lernt gleich schnell. Und nicht jeder Tag ist gleich gut zum Lernen geeignet.
Achte auf die Körpersprache deines Hundes – und wenn du merkst, dass er überfordert ist: Mach eine Pause.
Mit Druck erreichst du höchstens ein erzwungenes „Platz“ – aber kein sicheres, freudiges.
Fazit: „Platz“ geht auch freundlich – und so bleibt das Vertrauen erhalten
Egal ob groß oder klein, jung oder alt – mit den richtigen Methoden kann jeder Hund das Signal „Platz“ lernen. Entscheidend ist nicht, wie schnell er es kann – sondern wie gut er sich dabei fühlt.
Wenn du deinem Hund die Chance gibst, freiwillig in diese Position zu gehen, stärkst du nicht nur sein Verständnis – sondern vor allem eure Bindung.
Du hast’s schon ausprobiert oder brauchst noch etwas Unterstützung beim Training?
Erzähl mir gern in den Kommentaren, wie’s bei euch läuft – oder schnupper in meine offene Trainingsgruppe rein. Ich freu mich auf dich und deinen Hund!
Guten Morgen
Gibt es bei ihnen auch eine Gassi also Spaziergang Gruppe wo man mit mehreren Hunde und dem eigenen mitgehen kann ?
PS.
Unser Hund Mokka ist schon 12 Jahre alt
Hallo,
die offene Gruppe trofft die Anfrage am ehesten. Hier gehen wir gemeinsam in einer kleinen Gruppe eine Runde durch Burg. Es gibt nichts, was der Hund für die Teilnahme können muss – vielmehr passe ich die Übungen während unserer Runde an das Können und die Wünsche der teilnehmenden Hunde an. Auch sind hier Hunde jeden Alters willkommen. Hier gibt es weitere Informationen und die Termine für 2025. Melden Sie sich gern, wenn Sie mit Mokka mal teilnehmen möchten.