Geht man in einen Tierbedarfsladen oder auch nur das Supermarktregal mit dem Tierfutter entlang, fällt es oft schwer, sich zu entscheiden. Unzählige Firmen, Marken und Sorten gibt es dort zu kaufen. Trockenfutter, Dosenfutter, BARF, Nahrungsergänzungsmittel – da ist es besonders für Neuhundebesitzer schwer, sich zurecht zu finden. Man möchte als Hundehalter nur das Beste für den Hund und natürlich soll er möglichst gesund ernährt werden. Ein weiterer wichtiger Punkt bei der Entscheidung für eine Futtersorte ist aber oft auch der Geschmack. Denn was nützt das teuerste, beste Futter, wenn der Hund nur „mit langen Zähnen“ rangeht. Die sprichwörtliche Suche nach dem heiligen Gral des Futters beginnt und macht auch vor den Geschmackssorten nicht halt.
Und was gibt es da nicht alles zu entdecken im Handel:
– Rind
– Huhn
– Wild
– Ente
– Geflügel
– Pute
– Lamm
– Strauß
– Pferd
– Ziege
– Schaf
– Fisch
– Kalb
– Känguruh
– Büffel
– und noch so einiges mehr…
Dabei habe ich mich bei der Liste schon auf die Einzelsorten konzentriert. Hinzu kommen noch unzählige Mischsorten, wie „Rind & Huhn“ oder „Rind und Huhn“. Ein wichtiger Aspekt dabei ist, dass im Futter lediglich 4% der Tierart vorhanden sein muss, um die Packung damit zu betiteln. Steht vorn auf der Packung also als Sorte „Ente“ bedeutet das lediglich, dass wenigstens 4% tierische Inhaltsstoffe der Packung von der Ente stammen. Was das im einzelnen ist und wie sich die anderen 96% zusammensetzen, erfährt man im besten Fall im Kleingedruckten unter „Zusammensetzung“. Leider deklarieren nur wenige Hersteller offen und so bleibt immer ein gewisses Restrisiko. Aber darum soll es heute gar nicht gehen.
Worum es mir in diesem Post eigentlich geht ist die Erfahrung, dass viele Hundebesitzer zu glauben scheinen, sie müssten ihren Hund möglichst abwechslungsreich ernähren. Und so bekommt Bello den ersten Tag Rind, den nächsten Huhn und am dritten Tag Strauß. Für uns Menschen macht das durchaus Sinn, kaum jemand von uns, wäre sonderlich scharf darauf, Tag für Tag dasselbe zu essen; selbst das Lieblingsgericht würde irgendwann nicht mehr schmecken. Viele Menschen übertragen das auf den Hund. Ich nehme mich hier gar nicht aus, auch meine Hunde wurden früher mit einem recht breiten Spektrum an Futtersorten gefüttert. Dann war es auch nicht so dramatisch, wenn mal was nicht zu bekommen war; man konnte Angebote nutzen und musste auch im Urlaub nicht darüber nachdenken, wo man denn die richtige Futtersorte herbekommt.
Heute rate ich insbesondere Welpenbesitzern dazu, maximal verschiedene 2-3 Fleischsorten zu verfüttern. Mittlerweile greifen nämlich Futterallergien immer weiter um sich. Schätzungsweise jeder 5. Hund leidet laut Untersuchungen an einer oder mehreren Allergien; an 3. Stelle der Auslöser stehen bereits jetzt schon Futtermittel. Anders als beim Menschen machen sich beim Hund Allergien vor allem durch starken Juckreiz bemerkbar. Manche Hunde kratzen sich Löcher in Fell und Haut und knabbern sich Pfoten und Beine wund. Wunden verheilen nur langsam und schlecht, weil der Hund immer wieder ran geht. Bei einigen Hunden entstehen schorfig-verkrustete Stellen aufgrund des Kratzens. Bei einer Futtermittelallergie kommt es außerdem häufig auch zu Magen-Darm-Beschwerden wie z.B. Durchfall. Besonders schlappohrige Hunde haben zusätzlich häufig Ohrenentzündungen. Bei Pucky wurde die Ohrenentzündung vor 2 Jahren so schlimm, dass wir zum Notdienst mussten und das Gleichgewichtsorgan einen bleibenden Schaden davon getragen hat. Nicht übermäßig dramatisch im Alltag, aber wenn man genau hinsieht, sieht man bis heute eine leichte Kopfschiefhaltung und sie kann nicht manches nicht mehr im gleichen Sinn, wie ein Hund ohne gestörtes Gleichgewicht. Als wir den Nottierarzt aufsuchten, war das Ohr durch die Entzündung so zugeschwollen, dass man nicht prüfen konnte, ob die Symptome nun von der Ohrenentzündung kamen oder vielleicht doch ein Schlaganfall vorlag. Beängstigend! Es folgten bange Tage, in denen sie sich kaum soweit balancieren konnte, um selbstständig zu fressen. Die ersten Tage musste sie sogar in einer Box bleiben, auch um Verletzungen durch Stürze zu verhindern.
Stellt der Tierarzt eine Allergie fest, gilt es als nächstes festzustellen, worauf der Hund allergisch reagiert, um den Auslöser anschließend zu vermeiden, so gut es nur geht. Beim Verdacht einer Allergie auf Futtermittel wird der Tierarzt deswegen zu einer sogenannten Ausschlußdiät raten. Dabei geht es darum, dem Speiseplan auf wenige Bestandteile zu reduzieren, auf die der Hund nicht allergisch reagiert und anschließend einzelne Futterkomponenten zu ergänzen, um die Reaktion zu prüfen. Die größte Chance, dass ein futterallergischer Hund nicht auf eine Eiweißquelle (=Fleischsorte) reagiert, besteht bei Fleischsorten, mit denen der Organismus bisher noch nicht in Berührung gekommen ist. Und hier kommen wir jetzt zum großen Problem: Wenn der Hund bisher möglichst breit gefächert gefüttert wurde, um mehr Abwechslung zu haben – mit welcher Fleischsorte beginnt man dann am besten? Ein Problem, was durch undurchsichtige Deklarationen auf den Packungen nicht gerade vereinfacht wurde.
Hat man dann doch eine unbekannte Fleischsorte gefunden, muss man diese mehrere Wochen als einzigstes Füttern. Erst, wenn auch nach 10-12 Wochen keine allergischen Reaktionen wie Juckreiz mehr auftauchen kann man die Sorte bedenkenlos auf eine Negativ-Liste setzen. Dann nimmt man eine 2. Fleischsorte dazu und schaut, ob sich was verändert. Genauso kann man das auch mit den Kohlehydraten machen, also Kartoffeln, Reis, Getreide. Wichtig ist, dass man immer nur eine Komponente zusätzlich gibt, denn wenn man gleichzeitig mehreres zugibt, weiß man nachher auch nicht, worauf der Hund denn jetzt doch wieder reagiert hat.
Hätte ich schon zur Welpenzeit dieses Wissen gehabt, hätte ich nur 2-3 geläufige Fleischsorten gefüttert. Dann hätte ich noch ausreichend Auswahlmöglichkeiten gehabt, um auszuweichen. Das wäre zum einen für die Suche nach einer Alternativen gut, weil man einfach schneller etwas findet, was der Hundeorganismus noch nicht kennt und dementsprechend auch die Symptome schneller in den Griff bekommt. Es wäre aber auch für den Geldbeutel entspannter, denn es gibt teilweise starke preisliche Unterschiede bei den Fleischsorten – ich hatte auch schon 800g Dosen mit reinem Pferdefleischanteil für 6€ in der Hand.
Wenn ihr also einen Hund habt, tut euch selbst einen Gefallen und überdenkt mal eure Fütterungspraxis. Kein Hund muss 10 verschiedene Fleischsorten gefüttert bekommen. Zwar ernähren sich die Verwandten unserer Haushunde, die Wölfe auch nicht ausschließlich von z.B. Rehen; allerdings haben die ja in den meisten Fällen nicht auch noch eine bunte Mischung aus Obst, Gemüse, Getreide, Kräutern und chemischen Zusatzstoffen.
👍
Prima geschrieben, Danke.